Mittwoch, 2. Juli 2014

Die beste Werbung ist keine Werbung

Die Erkenntnis, dass Werbung im herkömmlichen und noch immer weit verbreiteten Sinne an Wirkung verloren hat ist keine Raketenwissenschaft.
Es existieren gefühlte 100.000 Buzzwords zu dem Thema, die jeder im Schlaf runterbeten kann: Second Screen; P(aid) O(wned) E(arned); Content is King; Storytelling; Age of Recommendation; Pull statt Push….

Aber was heißt das denn wirklich? Wenn die Menschen Werbung nicht mehr an sich heran lassen, können Marken, Produkte und Unternehmen dann überhaupt noch mit ihnen kommunizieren? Welche Art von Ideen müssen Agenturen dann liefern?

Das digitale Zeitalter bringt zwei fundamentale Änderungen mit sich:

  1. Die Atomisierung der eh schon knappen Ressource „Aufmerksamkeit“ auf weitere zigtausend (soziale) Kanäle und
  2. Die ständige (mobile) Verfügbarkeit der schon immer meist vertrauten Informationsquelle: persönliche Empfehlungen von Menschen die ich kenne bzw. denen ich vertraue
Werbekampagnenideen (und seien sie noch so medienneutral), meist in Verbindung mit sehr viel TV-Mediainvestment, dringen nicht mehr wirtschaftlich durch diesen neuen „sozialen Filter“ der Menschen. Neue Wege müssen her.

Eine Möglichkeit: das Leben der Menschen in einem relevanten Bereich signifikant verbessern und zwar so, dass

  • die fundamentale Story der Marke dabei mittransportiert wird
  • die positive Nutzungserfahrung einfach und sofort weiterempfohlen und geteilt wird
Statt schöne Geschichten über Marken bzw. Produkte zu erzählen, brauchen wir Dinge über die die Menschen von sich aus erzählen: StoryDOINGS anstatt Storytelling

Ein Beispiel:
Das Car-Sharing-Angebot „Drive Now“ wird mittlerweile von über 250.000 Menschen in Deutschland genutzt. Eine Vielzahl davon (mich eingeschlossen) wird die Marke Mini zwar kennen, aber nicht im Relevant Set haben. Dies dürfte sich durch die Nutzung von Drive Now massiv ändern. Auch in deren Familien- und Freundeskreis. Diesen Shift in den Köpfen (schönen Gruß an Opel) hätte die Marke Mini mit klassischen Werbekampagnen wahrscheinlich nicht geschafft, zumindest nicht wirtschaftlich. Das Schöne an dieser Maßnahme: Die Kunden zahlen sogar noch für die Botschaft, das Businessmodell trägt sich selbst, „Werbung“ gratis dazu.


Dienstag, 1. April 2014

Antizipatives Marketing

Nach amazon springt seit heute auch die Online-Essen-Bestellplattform Lieferservice.de auf den Zug des antizipativen Marketings auf:

Lieferservice.de liefert auf Verdacht

Idee: zeichnet sich anhand der Kundendaten ein bestimmtes Verhaltensmuster ab, so gehen amazon & Co. ins Risiko und liefern auch ohne konkrete Bestellung.

Was bei amazon die Liefergeschwindigkeit erhöhen, und so noch mehr Kunden aus dem stationären Handel abziehen soll, richtet sich bei Lieferservice.de auf More-Selling der Stammkundschaft.

Wenn ein Kunde regelmäßig Freitags um 19 Uhr eine Pizza Hawaii bestellt, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er es kommenden Freitag ebenfalls tut. Bevor er es sich anders überlegt, versuche ich als Anbieter diese nette Gewohnheit weiter zu pflegen, dem Kunden die Bestellung zu ersparen und liefere mit kurzer Vorabinformation automatisch. Selbstverständlich kann der Kunde auch ablehnen (vorab oder an der Tür).

Die Rechnung geht auf, wenn die Vollkosten der Fehl-/Ablehnungslieferungen unter dem ansonsten nicht generierten Mehrumsatz liegen.

Einen Versuch ist es allemal wert...